Athos – der Kinofilm

Es war ein schwieriges Unterfangen! Klar, wie hätte es in unseren aktuellen Lebensumständen anders sein können!

Erst mal fand ich es fast schon wieder verrückt: Erst kommt diese Projektidee, durch einen lustigen Zufall zu uns, dann läuft genau in diesem Zeitraum, in dem wir uns dafür entscheiden, eine Kino-Doku über den Athos an. Da ist es natürlich irgendwie ein Muss, dass man sich das Ding auch reinzieht. So quasi als kleine Einstimmung, auf was wir uns da eigentlich so einlassen, bei diesem komischen Berg voller durchgeknallter Mönche. Natürlich war auch der Gedanke, ob wir was die Mönchsrepublik betrifft, dann nicht schon zu voreingenommen sein könnten. Zu sehr beeinflusst von der Bilderflut aus dem Blickwinkel eines anderen. Doch wir beschließen spontan und klar, dass Lebenskünstler wie wir jederzeit in der Lage sind, sich aus der Bilderwelt eines anderen zu befreien und sich ihren ureigenen Impressionen hinzugeben!

Nach den üblichen Terminschwierigkeiten, beidseitig erteilten Absagen bereits vereinbarter Kinoabende und deswegen auch dankbar darüber, dass der Film nun doch nochmal um eine Woche verlängert wurde, treffen wir uns endlich vor dem Arena in München.

Hier ein kleiner Eindruck des Films.

Schon spannend, dass bei einem Film über einen Berg, zu dem seit über 1000 Jahre nur Männer Zugang haben, überwiegend Frauen im Publikum sitzen.

Der kleine Kinosaal, ist mit 26 Besuchern eigentlich ganz gut gefüllt. Doch was sofort auffällt: Patrick und ich sind die einzigen Männer. Halt nein, da vorne sitzt noch einer. Ist ja schon spannend, dass bei einem Film über einen Berg, zu dem seit über 1000 Jahre nur Männer Zugang haben, überwiegend Frauen im Publikum sitzen. Ist das nur die Neugierde, was Männer so treiben, wenn sie unter sich sind? Nur ein mütterliches Interesse, ob die Mönche auch brav die Küche aufräumen oder ihre Unterwäsche auch täglich wechseln? Oder einfach auch eine gute Gelegenheit einmal Mäuschen zu spielen, so wie das viele Männer auch einmal bei einem Frauengespräch während des obligatorischen gemeinsamem Toilettengang (jaja, ein Stereotyp ich weiß 😉 spielen würden?

Unser Gefühl ist eher, dass es um das Thema des Glaubens geht. Das Thema der Selbstreflexion und Beschäftigung mit der eigenen Gefühlswelt. Sind da Frauen offener? Interessierter? Schaut man sich die Männerquote in Kursen für Selbstverwirklichungs- und Persönlichkeitsentwicklung an, ist dies ähnlich. Es gibt viel mehr Frauen.

Auf Athos gibt es nur eine Frau, Maria, also die Mutter Gottes.

Anders als auf Athos selbst. Hier gibt es keine einzige Frau. Auch gibt es Geschichten die behaupten, dass sogar weibliche Tiere früher entfernt wurden und es angeblicher wohl noch immer werden. Außer wohl die Katzen: siehe hier 🙂 Klar, die haben es scheinbar geschafft mit ihrer verschmusten Hartnäckigkeit, die Herzen der Mönche zu erweichen. Doch ganz stimmt das nicht, dass es keine Frau auf Athos gibt. Einer der Mönche im Film bringt es zur Sprache. Auf Athos gibt es nur eine Frau, Maria, also die Mutter Gottes. Es spricht darüber, dass er darum gehe, als Mann die eigene Mutter zu verlassen. Und zwar ein zweites Mal: nachdem man die Mutter im Außen verlassen hätte, also beim Verlassen des Elternhauses. Er berichtet wie wichtig und schwierig es sei, die eigene Mutter erneut, also auch im Innen zu verlassen. Sich also vollständig von den Eltern und vor allem der Mutter zu lösen, um sich dem Glauben wirklich hingeben zu können. Dies sei notwendig, um eben Zuflucht in der heiligen Mutter Gottes, die auf Athos sehr verehrt wird, zu finden. Doch was ist damit gemeint? Welchen Hintergrund hat dieses,  auf den ersten Blick natürlich sehr religiöse Bild?

Das Ur-Vertrauen und die Zuversicht, in der Welt seinen Mann stehen zu können, sei es als Vater, Liebhaber oder Freund.

Wer näher hinsieht, erkennt die (göttliche) Mutter als tiefenpsychologisches Bild von Geborgenheit. Eine Art inneres behütet sein, ein Vertrauen in die Mutter Erde als Basis gesunder Männlichkeit. Das Ur-Vertrauen und die Zuversicht, in der Welt seinen Mann stehen zu können, sei es als Vater, Liebhaber oder Freund.

Im Anschluss an den Film führen wir ein paar Interviews mit Passanten auf der Straße, die uns die „Sinnkrise der Männerwelt“ klar offenbaren: „Was bedeutet Männlichkeit für Sie?“ –„Äh, gute Frage! Männlichkeit in der heutigen Zeit? Äh, keine Ahnung!“.

Doch was hat das Thema Männlichkeit mit dem heiligen Berg Athos zu tun?

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